Ein MTB aus den 90ern? Perfekt für die Stadt! Bestandsaufnahme für mein Raleigh NEW WAVE Umbau
Ich habe im Dezember ein neues Projekt bei Kleinanzeigen erworben. Nur ein paar Straßen weiter hat jemand ein altes Raleigh Mountainbike verkauft. Für 70€ hat es den Besitzer gewechselt und es war soweit fahrbereit, dass ich es nicht nach Hause schieben musste. Mir gefällt besonders die Rahmenlackierung mit der lila Gabel und dem Farbverlauf am Ober- und Unterrohr. Ich konnte das genaue Modell nicht recherchieren aber ich bin mir recht sicher, dass es aus den 90er Jahren ist.
Ich möchte es in ein alltagstaugliches Stadtrad mit großem Frontgepäckträger aufbauen. Es soll in Bremen gefahren werden und muss deshalb maximal den Deich hochklettern können. Dazu wird ein wartungsarmer 1x9 fach Antrieb reichen. Schutzbleche und Nabendynamo sollen langfristig auf jeden Fall auch folgen. Ich versuche aber trotzdem den klassischen Look beizubehalten.
Der Shimano EXAGE 300LX Antrieb hat 3x7 Schaltstufen und ist nach erster Begutachtung noch in einem sehr guten Zustand. Ich werde versuchen die Kurbel und das Schaltwerk aufzuarbeiten. Die Schalthebel sind leider nicht mehr verwendbar, weil sie fest mit den Bremshebeln verbunden sind, welche an den Enden beide abgebrochen sind. Außerdem brauche ich eh einen neuen Schalthebel, da die neue Kassette 9 Schaltstufen haben soll. Auf dem folgenden Bild ist zu erkennen, dass der klassische Stahlrahmen noch ein festes Schaltauge hat, das direkt mit dem Rahmen verbunden ist und somit auch nicht gewechselt werden kann. Dies ist typisch für ältere Stahlrohrrahmen. Außerdem gibt es eine Öse zur Gepäckträger- oder Schutzblechmontage.
Das Rad hat einen klassischen 1 Zoll Schaftvorbau und Shimano EXAGE 300LX Canti Bremsen . Die Felgen haben kein spürbares Lagerspiel und sind auch an den Bremsflächen nicht übermäßig verschlissen. Ich werde mit den Erfahrungen des Giant Umbaus keine neuen Canti-Bremsen verbauen, sondern direkt V-Brakes mit leistungsstarken Bremsbelägen montieren. Die Bremskraft ist bauartbedingt einfach höher bei V-Brakes.
Tretlager-demontage
Die Demontage alter Tretlager gestaltet sich meistens schwierig, da die Gewinde oft festgerostet sind. So war es auch hier der Fall, auch wenn die linke Lagerseite (die ersten beiden Bilder) leicht zu demontieren war. Alte Tretlager haben meist noch keinen Vielzahn auf der Innenseite der Lagerschalen, sodern werden mit Haken- und Maulschlüsseln gelöst. Für diese Arbeiten braucht man einen Hakenschlüssel, wie beispielsweise den ParkTool HCW-5. Ich hatte zwar einen guten 36er Maulschlüssel für die rechte Lagerschale aber aufgrund der schmalen Auflagefläche, rutschte der Schlüssel immer wieder ab. Trotz viel WD40, das ich über Nacht einziehen lassen habe, bewegte sich das Lager keinen Milimeter. Erst als mir die Idee kam den Maulschlüssel mit meinem Einpresswerkzeug (letztes Bild) gegen das Abrutschen zu fixieren, konnte ich mit einigen Hammerschlägen die Lagerschale lösen.
Wichtig: Die Lagerschalen haben unterschiedliche Gewinde. Die rechte Seite hat Linksgewinde und die linke Seite Rechtsgewinde. Genau anderesherum also als bei den Pedalgewinden. Da ist rechts Rechtsgewinde und links Linksgewinde. Besonders wenn man das Lager nur mit viel Gewalt lösen kann, sollte man sich sicher sein, dass man auch wirklich in die richtige Richtung dreht.
Der Rahmen hat ein BSA-Gewinde und es können somit eine Vielzahl von Lagertypen verbaut werden. Das hier verbaute Vierkant-Lager hat mit 132mm eine sehr lange Tretlagerachse, was auch der Dreifachkurbel geschuldet ist. Aus ergonomischen Gründen sollte die Achse so kurz wie möglich sein, auch wenn man dabei die spätere Kettenlinie nicht vernachlässigen sollte. Ich plane ein ca. 20mm schmaleres Tretlager und dafür nur einen 1x9 fach Antrieb zu verbauen.
Laufräder
Die 26” Laufräder mit je 36 Speichen sehen optisch stark gebraucht aus aber bei genauerer Inspektion bin ich der Meinung, dass ich sie guten Gewissens wieder verbauen kann. Die Lager haben kein spürbares Spiel und laufen sauber. Auch wenn die Speichen und Naben stark korridiert aussehen, ist es hauptsächlich altes Fett, Öl und Dreck. Ich werde die Naben komplett demontieren, reinigen und neu fetten. Keine der Speichen ist gebrochen und auch die Bremsflanken scheinen noch nicht so sehr verschlissen. Die Maulweite der Felge habe ich noch nicht gemessen aber rein optisch ist sie deutlich breiter als die häufig verwendeten 19mm. Somit ist auch die Montage von besonders breiten Reifen kein Problem. Die Reifenbreite wird bei diesem Umbau aber eher durch die Schutzbleche begrenzt sein.
Bei den Felgen handelt es sich um Schürmann Felgen, einem deutschen Hersteller, den ich vorher noch nie auf dem Zettel hatte aber noch immer Aluminiumfelgen in Deutschland baut.
Stahlrahmen
Der geschweißte Stahlrahmen hat altersentsprechende Abnutzungen am Lack und den Aufklebern. Das Design gefallt mir persönlich sehr gut. Die Schweißnähte sind sauber gearbeitet und es gibt keinen nennenswerten Rost außer an der Sattelstütze. Am Ausfallende gibt es nur eine Gewindeöse und an der Sitzstrebe sind keine Ösen vorhanden. Aus diesem Grund werde ich einen ins Schutzblech integrierten Gepäckträger verbauen bei diesem Rad. Damit spare ich mir Sonderlösungen mit Adaptern und bekomme einen hoffentlich cleanen Look.
Der Steuersatz wird ebenfalls komplett zerlegt und wenn die Laufflächen es hergeben auch nochmal verbaut. Der Bremszughalter wird nicht mehr benötigt, weil die Canti-Bremsen gegen V-Brakes getauscht werden.