Neuer Glanz für den Stahl-Klassiker! Zwischenstand des Raleigh MTB Umbaus
Nachdem ich das Raleigh Mountainbike komplett zerlegt habe, geht es nun darum die einzelnen Baugruppen aufzuarbeiten und teilweise durch neue Bauteile zu ersetzen. Im Originalzustand war das Raleigh ein Mountainbike. Dementsprechend hatte es eine sehr breite Übersetzung mit drei Kettenblättern an der Kurbel, geländetaugliche Bereifung und weder Schutzbleche noch Gepäckträger. Ich will es hingegen als mein primäres Alltagsrad nutzen. Aus diesem Grund wird ein komplett neues Rad um den alten Rahmen entstehen.
Antrieb
Der alte Antrieb war auf bergiges Gelände ausgelegt. Das kleinste Kettenblatt hatte 28 Zähne, die ich im flachen Bremen wahrscheinlich nie zum Einsatz gekommen sind. Ich nutze die gut erhaltene Kurbel und montiere ein einzelnen 42 Zähne Kettenblatt von Stronglight. Die geschmiedete Kurbel mit 110mm Lochkreis erlaubt es, Kettenblätter von verschiedensten Herstellern zu verbauen. Mit 42 Zähnen vorne und einer 11 bis 36 Zähne Kassette decke ich den gesamten Überstzungsbereich ab, den ich in der Stadt brauche. Durch die hohe Verfügbarkeit an Kettenblättern für diesen Lochkreis ist es auch kein Problem nachträglich ein anderes Blatt zu montieren, falls ich merke, dass die Überstzung doch nicht so optimal passt.
Die verbauten Shimano biopace-Kettenblätter sind tielweise komplett verschlissen. Die besondere Bauform der Kettenblätter zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht rund sind, sondern durch eine asymetrische Form den “runden Tritt” fördern sollen. Auch heutzutage gibt es von machen Herstellern noch ähnliche Blätter, die oft ovale Formen haben. Das neue Stronglight Aluminium Kettenblatt ist rund und mit den originalen Kettenblattschrauben und speziellen Unterlegscheiben an der Kurbel montiert, da die Schrauben bei der Nutzug von nur einem Kettenblatt sonst zu lang sind. Im direkten Vergleich ist gut zu erkennen, wie stark die alten Kettenblätter verschlissen sind.
Die Kurbel habe ich in meinem Ultraschallreiniger wieder richtig schön sauber bekommen. Vorher habe ich sie mit handelsüblichen Teilereiniger behandelt. Mit dem Ergbnis bin ich sehr zufrieben. Die Kurbel sieht zusammen mit dem neuen Kettenblatt nun aus wie neu. Ich verwende eine 9-fach Kette und kürze sie ca. ein Glied mehr ein, als ich es sonst tue. Der Grund ist das alte Schaltwerk. Auch wenn es noch super funktioniert, merkt man, dass es die Kette deutlich weniger spannt als aktuelle Schaltwerke. Da ich vorne kein Narrow-Wide-Kettenblatt verbaue, ist es beim 1-fach Antrieb umso wichtiger, dass die Kette auch auf den kleinen Ritzeln genug Kettenspannung hat, damit sie nicht so schnell abspringt.
Das neue Vierkant-Lager ist deutlich kürzer (110mm), sodass die Kurbel schön dicht am Rahmen sitzt. Die 1-fach Kurbel macht es möglich. Wichtig ist darauf zu achten, ein Lager zu wählen, dessen Lagerschalen nicht aus Kunststoff sind. Wenn die Lagerschalen bei Kunststofflagern festgammeln oder spröde werden, kann man das Lager nicht mehr demontieren und der komplette Rahmen wird bei einem Lagerschaden unbrauchbar. Deshalb immer die 5€ mehr ausgeben und ein hochwertigeres Tretlager kaufen.
Das 8-fach Schaltwerk wurde ebenfalls gereinigt und mit neuen Schaltrollen versehen. Allerdings musste ich feststellen, dass die neuen Schaltrollen für 9-fach Antriebe minimal schmaler sind, sodass ich sie wieder gegen die alten tauschen musste. Wichtig ist beid er Montage darauf zu achten, dass die Rollen richtig montiert werden. Das “Guide-Pulley” sitzt immer direkt unter der Kassette und hat bei Shimano Schaltwerken auch eine spezielle Lagerung, die ein leichtes axiales Spiel zulässt. Deshalb können viele Zubehör-Schaltrollen mit Industriekugellagern dazu führen, dass die Schaltung letztendlich schlechter läuft als vorher, weil sie spielfrei gelagert sind. Das “Tension-Pulley” spannt, wie der Name schon sagt, die Kette und sitzt deshalb immer am unteren Ende des Schaltwerks. Alte Shimano-Schaltwerke sind in der Regel von 7-fach bis 9-fach Schaltungen kompatibel. Das heißt mit der passenden Kassette und dem passenden Schalthebel, kann ein 8-fach Schalthebel auch an einer 9-fach Schaltung gefahren werden. Angesteuert wird das alte Schaltwerkt mit einem aktuellen Shimano Alivio Shifter.
Steuersatz
Auch der Steuersatz war nicht mehr im besten Zustand bei der Domontage aber er hatte keine sichtbaren Riefen, weshalb ich ihn nach sorgfältiger Reinigung im Ultraschallbad wieder verbaut habe. Ich verwende seit Jahren zur Schmierung der langsam drehenden Lager Autol Top 2000. Das Fett ist super “klebrig” und verhindert, dass das Lager in Zukunft nochmal trocken läuft. Zusammen mit dem neuen BLB Bricklane 1” Schaftvorbau , sieht es wieder aus wie neu.
Laufräder
Für dieses Projekt habe ich komplett neue Laufräder gebaut. Das Vorderrad habe ich mit einem Shutter Precision Nabendynamo, und Ryde Zac Felge mit 32 Speichen aufgebaut. Die Hinterradnabe wollte ich gerne wiederverwenden und habe sie deshalb aus dem alten Laufrad ausgebaut und komplett zerlegt. Nachdem ich die Nabe im Ultraschallbad gereinigt habe, habe ich die Wälzlager mit neuen Kugeln bestückt und mit viel Fett wieder eingebaut.
Ich habe mich für hochwertige Ryde Hohlkammerfelgen mit einer Weite von 19mm entschieden. Die abgedrehten Bremsflanken haben zusammen mit hochwertigen Bremsbelägen eine super Bremsleistung. Die Speichenbohrungen sind geöst, was sowohl die Montage der Speichen, als auch die Langlebigkeit der Felge verbessert. Ich werde wahrscheinlich nochmal einen extra Blogpost zum Laufradbau schreiben aber auf den folgenden Bildern kann man zumindest ein paar Zwischenschritte sehen.
Mir ist leider erst bei der Montage der neuen 9-fach Kassette aufgefallen, dass der Feilauf zu schmal ist für eine 9-fach Kassette. Anders als bei meinem Giant-Umbau, war kein zusätzlicher Spacer auf dem Freilauf zusammen mit der 8-fach Kassette. Da die neue Kassette durch das zusätzliche Ritzel etwas breiter ist, lies sich der Verschlussring der Kassette nicht montieren. Nun gab es zwei Möglichkeiten. Entweder das komplette Antriebskonzept wieder auf einen 8-fach Antrieb auslegen oder versuchen einen breiteren Freilauf zu montieren. Da ich die restlichen Schaltungskomponenten schon gekauft hatte, habe ich nach etwas Recherche einen passenden Freilauf gefunden. Dazu musste ich die Nabe wieder demontieren und mit einem 10mm Inbusschlüssel den Freilauf lösen. Der neue Freilaufkörper hat nur 10€ gekostet (Shimano Deore FH-M590 Freilaufkörper).
Das folgende Bild zeigt eine Explosionszeichung einer aktuelleren Deore Nabe aber genauso ist auch die Shimano EXAGE-Nabe aufgebaut. Wichtig ist die Staubkappe behutsam mit einem Schraubendreher zu entfernen, ohne sie zu stark zu verbiegen. Das Bleich zwischen dem Freilaufkörper und der Nabe gibt es bei der EXAGE-Nabe allerdings nicht. Auf diese Weise kann ich nun eine 9-fach Kassette mit der alten Nabe kombinieren.
Auf die neuen Felgen muss natürlich auch ein passender Reifen - das wahrscheinlich am meisten unterschätzte Bauteil eines Fahrrads. Der auftretende Rollwiderstand wird maßgeblich von der Qualität und dem Aufbau des Reifens bestimmt. Auch das Profil und die Reifenbreite spielen eine große Rolle. Da ich das Rad täglich in der Stadt bewegen möchte, ist auch die pannensicherheit ein wichtiges Kriterium. Ich habe mich für einen 50mm breiten Continental Contact Urban entschieden. Bei Continental bekommt man auch aktuelle Reifenmodelle noch in einer 26” Ausführung, was bei anderen Herstellern immer schwieriger wird. Der Reifen hat eine dünne Karkasse und flaches Profil und ist sehr ähnlich zum Continental Contact Speed, den ich eigentlich vorgesehen hatte für diesen Neuaufbau. Aufgrund von mangelnder Verfügbarkeit wurde mir der Contact Urban geliefert aber ich bin dennoch sehr zufrieden mit diesem Reifen. Er ließ sich sehr leicht auf den Ryde Felgen, läuft sehr rund und hat zusätzlich noch einen umlaufenden Reflexionsstreifen. Für ca. 20€ pro Stück ein wirklich super Reifen, den ich sicherlich noch häufiger in der Zukunft verbauen werde.
Bremsen
Die orginalen Cantilever-Bremsen wollte ich bei diesem Projekt nicht mehr verwenden. Ich habe mich für V-Brakes entschieden, weil sie einige Vorteile gegenüber den damals üblichen Cantilever-Bremsen haben. Durch die verbesserte Zugführung bei V-Brakes kann die Bremskraft mit den richtigen Belägen deutlich höher sein als bei Cantilever-Bremsen. Ich habe die Shimano Alivio BR T4000 vorne und hinten verbaut. Allerdings habe ich bei der Vorderradbremse die Originalbeläge gegen deutlich griffigere KoolStop Bremsschuhe und entsprechende Beläge getauscht. Die KoolStop Bremsschuhe schmiegen sich durch ihre Bauart bei der Monatge besser an die Felge an als billige Bremsbeläge ohne seperaten Bremsschuh. Dadurch ist es einfacher den Bremsbelag so parallel wie möglich zur Felge zu positionieren und damit den Bremspunkt positiv zu beeinflussen. Es ist mit dieser Bremse problemlos möglich einen Stoppie zu machen, also das Hinterrad beim ziehen der Vorderradbremse abheben zu lassen.
Die besten Bremshebel sind meiner Meinung nach die Avid Speed Dial 7. Sie sind hochwertig verarbeitet, können jeweils links wie rechts montiert werden und haben einen einstellbaren Druckpunkt. Über das rote Rädchen wird der Abstand der Bremszugaufnahme zum Drehpunkt des Bremshebels verändert. Die veränderten Helbelverhältnisse haben direkten Einfluss auf den Bremspunkt der Bremse. Beispielsweise kann mit dieser Einstellschraube eine sehr scharf eingestellte Bremse entwas sanfter eingestellt werden.
Der Zwischenstand
Mit dem aktuellen Rad bin ich sehr zufrieden und es ist wahrscheinlich mein umfangreichstes Projekt, weil ich viele Teile aufgearbeitet habe, anstatt sie direkt zu ersetzten.
Das Rad ist noch nicht ganz vollständig. Natürlich bekommt es noch Licht, wenn ich schon das Geld für einen Nabendynamo investiert habe. Außerdem habe ich hier noch hochwertige Herbie-Schutzbleche mit integriertem Gepäckträger und einen BLB Frontgepäckträger in der Garage liegen. Aber ich wollte gerne den cleanen Look des Rads dokumentieren, da es mir optisch so am besten gefällt.
Und es fährt sich noch besser, als es aussieht. Was schon auf den Bildern auffällt, ist der flache Steuerrohwinkel, weshalb das Rad super spurgetreu fährt. Die Kombination aus der klassischen Stahlgabel und den breiten Reifen ist sehr komfortabel, auch auf Kopfsteinpflaster. Außerdem bin ich überrascht wie bissig die Bremsanlage ist. Ich habe mich auf der ersten Probefahrt fast überschlagen und daraufhin erstmal den Druckpunkt am Bremshebel wie zuvor beschrieben etwas angepasst.
An dieser Stelle werden noch ein paar Updates folgen, wie später das fertige Rad mit allen Anbauteilen aussieht.