Meine Grundidee

Ich möchte an dieser Stelle erläutern, wie ich auf die aktuelle Fahrradtechnik schaue und warum für mich viele alte Räder einige Vorteile gegenüber aktuellen Neurädern haben.

Mein Fokus liegt auf Alltagsrädern, Stadträdern, Commutern und Reiserädern. Alle diese Fahrradtypen haben ein paar Sachen gemeinsam:

  • Die Räder müssen unter allen Witterungsbedingungen zuverlässig laufen

  • Es kommt vor, dass man sie mal am Supermarkt, am Bahnhof oder kurz beim Bäcker abgestellt werden müssen

  • In der Regel sollen diese Räder hohe Kilometerleistungen erreichen, weshalb eine möglichst günstige und einfache Wartung wichtig ist

  • Und natürlich sollen sie Spaß machen und das geht nur, wenn sie leichtgängig laufen

Die von mir genannten Fahrradtypen beinhalten keine reinen Sporträder. Wenn jede Sekunde und jedes Gramm zählt, geht es nicht um Alltagsräder. Die Anforderungen an das Material und die Komponenten sind bei reinen Sporträdern anders, was dann teilweise auch die Preisgestaltung rechtfertigt.

Meiner Meinung nach wird der zweite Punkt, dass das Rad auch mal im öffentlichen Raum angeschlossen werden muss, oft vernachlässigt. Ein Reiserad mit 18 Gang Piniongetriebe, 4-Kolben Scheibenbremse und am besten noch Titanrahmen fährt sich sicherlich unschlagbar gut. Aber kann man ein solches Rad mit gutem Gewissen unbeaufsichtigt irgendwo anschließen? Und wenn man es anschließt, reicht ein Schloss aus, um das Gewissen zu beruhigen?

Ich will Räder fahren die wartungsarm sind, die ich komplett ohne Fahrradwerkstatt reparieren kann. Räder, die schnell sind, die ich das ganze Jahr lang fahren kann und vor allem richtig viel Spaß machen. Um alle diese Vorteile zu erreichen, verwende ich bei einigen Baugruppen gerne Technik aus den 90er und 00er Jahren. Das gilt zum Beispiel für die Bremsen. Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Felgenbremse mit hochwertigen Bremsschuhen langfristig leistungsfähiger ist als eine billige Scheibenbremse mit Schnellspanner, die an vielen Neurädern aktuell verbaut werden. Das gleiche gilt für Schaltungskomponenten. Ich fahre lieber eine gut eingestellte 2x9-fach Schaltung, bei der ich einmal jährlich für 30€ die Kette und Kassette tausche, als eine 1x12-fach Schaltung, bei der nur die Kassette schon mindestens das doppelte kostet. Auch die Kompatibilität ist bei älteren Antrieben und Bremsen deutlich höher. Es können diverse Komponenten unterschiedlicher Hersteller sinnvoll kombiniert werden. Natürlich ist die Bremskraft einer modernen Scheibenbremse heute höher als bei sämtlichen Felgenbremsen. Es gibt gute Gründe, warum Mountainbikes ausschließlich Scheibenbremsen haben. Aber brauche ich so viel Bremskraft bei einem Stadtrad in Norddeutschland? Und spätestens wenn Bremsschalthebel für Bügellenker hydraulische Bremsen ansteuern sollen, wird es richtig teuer. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass es für jeden Radtyp und den gewünschten Einsatzbereich eine optimale Lösung gibt - und das kann im Fall eines Alltagsrads auch eine Felgenbremse sein oder ein 1x9 fach Antrieb.

Es gibt aber auch Bauteile, da möchte ich nicht auf die aktuellen Modelle verzichten. Das wohl wichtigste Bauteil, das in den letzten Jahrzehnten massiv weiterentwickelt wurde ist der Reifen. Aktuelle Reifen sind pannensicher, haben einen geringen Rollwiderstand und halten dennoch hohe Laufleistungen stand. Hier darf auch gerne mal das aktuelle Topmodell gekauft werden und an dieser Stelle kann für wenig Geld richtig Leistung eingespart werden.

Nicht alle Entwicklungen sind aus meiner Sicht technisch sinnvoll und vor allem die Preisgestaltung lässt mich an manchen Rädern staunen. Ich möchte mit meinen Rädern zeigen, dass es auch anders geht. Schnelle, alltagstaugliche Räder bauen, die bezahlbar sind. Deshalb macht mir der Aufbau von gebrauchten Rädern mit neuen Komponenten auch am meisten Spaß.

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90er Jahre Trekkingrad zum reisetauglichen Gravelbike umbauen - Teil 2